Wenn Unsichtbare sichtbar werden
Welch großes Talent in ihm steckt, trockene Themen unterhaltsam zu präsentieren, hat Historiker Maximilian Röll einmal mehr beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Gesamtverbandes der Katholischen Kirchengemeinden Frankfurt unter Beweis gestellt. Bei der Feier, zu der Gäste in den idyllischen Hof des Kapuzinerklosters geladen waren, übergab Röll offiziell seine Studie, die vom Gesamtverband beauftragt worden war und die zeitgleich als Buch erschienen ist (wir berichteten).
20 Minuten hatte man ihm zugestanden, die 290 Seiten und 100 Jahre zusammenzufassen – und dies auch noch ausgerechnet als letzter Redebeitrag vor Essen und geselligem Beisammensein. Doch Röll gelang es mit seinem trockenen Humor, die Gäste mehr als einmal laut zum Lachen zu bringen und ihnen so, fast unbemerkt, Fakten zum Gesamtverband mitzugeben. Zum Beispiel, als er nach der Aufzählung verschiedener, zentral in der Stadt gelegener und vom Verband finanzierter Einrichtungen feststellte: „Was lässt sich über den Gesamtverband sagen? Dass er sich gern an vielbefahrenen Straßen niederlässt!“ Doch das ist natürlich nicht alles, wie schon im nächsten Satz klar wurde: Der GV ist als Verwaltungseinheit des Bistums wichtiger Geldgeber für die Stadtkirche, außerdem Grundstücks- und Immobilienbesitzer sowie Vermieter im Spannungsverhältnis zwischen für kirchliche Projekte benötigten Mieteinnahmen und sozialem Anspruch. Dass er dabei in der Öffentlichkeit praktisch nicht in Erscheinung tritt, ist gewollt und sei Teil seines Wesens und Wirkens: Er trete auf, ohne zu erscheinen, er leiste einen Dienst, der unsichtbar bleibe.
Positiv bewahrend
„Es gibt sicherlich spannendere Phänomene im Katholizismus als Verwaltungsgeschichte“, räumte Röll am Ende seines Vortrags ein. „Das vermindert aber ihre Wirkung auf das konkrete Leben nicht.“ Oder, wie Ernst Gerhardt, Stadtältester und langjähriger Stadtkämmerer, es ausdrückte, den Röll zitierte: „Der Gesamtverband soll möglich machen, was erst als unmöglich erscheint, indem er für wirtschaftliche Absicherung von Projekten sorgt.“ Und so trage das Konstrukt „etwas von jenem positiv bewahrenden Charakter der katholischen Kirche in sich“, so Röll.
Diesen Punkt hatte zuvor auch Stadtdekan Johannes zu Eltz in seiner Begrüßung aufgegriffen: „Der Gesamtverband macht durch seine Funktionalität Dinge erfahrbar“, hatte der Stadtdekan es formuliert. Wolfgang Rösch, Generalvikar des Bistums, überbrachte Glückwünsche aus Limburg und dankte für die Arbeit des Gesamtverbandes, für „das, was Ihr hier erhaltet“. Er rief Geschäftsführer Guido Schell und seinem Team zu: „Schreiben Sie die Geschichte fort ins nächste Jahrhundert – Glück auf!“.
Wer nun Lust bekommen hat, mehr zur Geschichte des Gesamtverbandes zu erfahren, die auch eng mit der Frankfurter Stadtgeschichte verknüpft ist, der kann das Buch „100 Jahre Gesamtverband der Katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt am Main“ von Maximilian Röll im Punctum in der Liebfrauenstraße zu einer Schutzgebühr von je 5 Euro erhalten. Unten kann es zudem kostenlos als PDF heruntergeladen werden.